FoodHub München

Gesichter hinter FoodHub – Die Gründer, Teil 3: Karl Schweisfurth

Nach Kristin und Quentin folgt nun die Vorstellung des Dritten unseres Gründer-Trios: Karl Schweisfurth ist kein unbeschriebenes Blatt, wenn es um ökologisch erzeugte Lebensmittel geht. Schon als junger Geschäftsführer der Herrmannsdorfer Landwerkstätten setzte er sich mit qualitätsorientierter Lebensmittelverarbeitung und artgerechter Nutztierhaltung auseinander.

Förderung freier Bauern

Aber sein Anliegen ist größer, nämlich: Die Förderung von freien Bauern, die Unternehmer sind und selbst über ihren Preis bestimmen können. „Landwirte stehen heute wenigen großen Lebensmittelhandelskonzernen gegenüber, die das Geschehen auf dem Lebensmittelmarkt bestimmen. Sie bestimmen, was sie zu welchem Preis kaufen, während der Bauer nur der Ablieferer ist und den Preis akzeptieren muss. Damit geben diese Konzerne letztendlich auch vor, wie unsere Landwirtschaft aussieht,“ so Karl, der selbst gelernter und studierter Landwirt ist.

Die Lösung: Unabhängige Bauern, die ihre eigenen Produkte frei vermarkten können.

Mit der Gründung des FoodHubs kommen wir dieser Idee ein ganzes Stück näher: „Mit FoodHub können wir 40 Bauern einen Teil der bäuerlichen Existenz ermöglichen. Dass 40 Betriebe gut wirtschaften können und gut davon leben können, das ist doch schon mal was!“

Die Strahlkraft der Idee

Wer sich über diese 40 Betriebe hinaus Gedanken über die Strahlkraft der Idee des solidarischen Mitmachsupermarkts macht, versteht plötzlich ganz schnell Karls Begeisterung: „Es tut sich in vielen Städten was. Wir sind deutschlandweit vernetzt und hören, wie unsere Eröffnung auch Motivation für andere ist, schnell nachzuziehen, weil sie gesehen haben, dass das geht.“

Sachen selbst in die Hand zu nehmen und eigenverantwortlich tätig zu werden, sieht Karl als einen aufkommenden Trend, der FoodHub den Weg in die erfolgreiche Zukunft weisen könnte – so wie es die beiden bekannten Vorbilder der Park Slope Food Coop in New York und der Coopérative La Louve in Paris schon vorgemacht haben. „Das Erfolgsrezept dabei ist, gute Lebensmittel günstig anzubieten. Momentan sind hochverarbeitete industriell erzeugte Produkte, die zum Teil unter erbärmlichen Bedingungen erzeugt werden, günstig, während Bio-Lebensmittel oft teuer angeboten werden, um die billigen quer zu subventionieren. Für manche sind die dann aber einfach zu teuer.“

Gemeinsam für die gute Sache

Mit Kristin Mansmann hat Karl über das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ der ödp 2019 eine Verbündete gefunden, die ebenfalls ihren Teil zu einer veränderten besseren Landwirtschaft beitragen wollte. „Den Schlüssel zu dieser besseren Landwirtschaft halten wir in der Hand: Mit unseren Genossinnen und Genossen in der Stadt stellen wir die Abnahme der bäuerlichen Produkte vom Land sicher. Somit können sich die Erzeuger ganz auf die Landwirtschaft fokussieren, während wir ihm die Vermarktung abnehmen ohne dabei aber die Preise zu bestimmen,“ so Karl, der mittlerweile für die ödp im Kreistag sitzt.

Die zweite – und zwar ganz persönliche – Motivation Karls war es, ein gemeinschaftliches Unternehmen aufzuziehen. „Als lebenslanger Unternehmer hat mich das besonders gereizt, nicht einzeln, sondern gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.“

Das Konzept geht auf

Nach der Erfahrung der ersten zehn Tage scheint das Konzept aufzugehen. Der FoodHub liegt im Plan, was die Umsätze der ersten Tage angeht. „Die erste FoodHub Sau beispielsweise, eine Freilandsau des Biohofes Schwingenstein, die wir vor der Eröffnung geschlachtet haben, brachte 134 kg Fleisch. Sie hat sich zu 80 Prozent verkauft,“ freut sich Karl.

Um die Umsätze zu steigern, ist es wichtig, die Produkte im Laden noch weiter zu kennzeichnen, so dass sofort ersichtlich ist, welche Produkte von den Direkterzeugern und Direkterzeugerinnen kommen. Ein weiterer Schritt, der die Mithilfe aller nötig macht.

“Was mich aber besonders freut: Wenn ich bei unseren Bauern und Bäuerinnen die nächste Bestellung aufgebe, spüre ich förmlich, wie auf der anderen Seite des Hörers das Herz hoch hüpft. Die freuen sich wie irre über unsere Aufträge.“

Das Interview mit Karl hat Nicole geführt.